07. Mai 2025

EcoAustria

Neue EcoAustria-Studie zeigt: Pflege von Angehörigen drängt tausende Erwerbstätige aus dem Arbeitsmarkt – Frauen besonders betroffen

Wien, am 7. Mai 2025 - Die Pflege von Eltern wird für viele Erwerbstätige in Österreich zunehmend zur arbeitsmarktpolitischen Belastungsprobe. Eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria im Auftrag der ERSTE Stiftung kommt zu dem Schluss, dass familiärer Pflegebedarf ein messbarer Auslöser für Teilzeitbeschäftigung, für vorzeitigen Pensionsantritt, für die Inanspruchnahme von Altersteilzeit und für den Rückzug aus dem Erwerbsleben ist. Die Untersuchung basiert auf umfassenden Mikrodatenanalysen und beleuchtet erstmals im Detail, wie stark der Pflegebedarf von Eltern oder Schwiegereltern das Erwerbsverhalten ihrer Kinder beeinflusst.

Die Ergebnisse sind eindeutig: Wer sich um pflegebedürftige Eltern kümmert, reduziert mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit die eigene Arbeitszeit bzw. steigt teilweise oder vollständig aus dem Erwerbsleben aus. Besonders ausgeprägt sind diese Effekte bei Frauen. Bei ihnen zeigt sich ein klarer Trend hin zu Teilzeitbeschäftigung und Altersteilzeit, um den steigenden Zeitkonflikten zwischen Beruf und Pflege gerecht zu werden. Männer hingegen weichen seltener in Teilzeitbeschäftigung und Altersteilzeit aus und zeigen in manchen Fällen sogar eine Ausweitung ihrer Erwerbstätigkeit – was auf haushaltsinterne Substitutionseffekte hindeutet. Die Studie zeigt auch, dass Erwerbstätige, die aufgrund familiärer Pflegeverpflichtungen aus dem Berufsleben ausscheiden oder ihre Arbeitszeit reduzieren, danach kaum wieder in ihre ursprüngliche Beschäftigung zurückkehren. Der Arbeitsmarktaustritt scheint in vielen Fällen endgültig.

„Pflege wird in Österreich zu einem großen Teil innerhalb der Familie geleistet. Das Problem dabei ist: Die damit verbundenen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt werden massiv unterschätzt“, erklärt EcoAustria Direktorin Monika Köppl-Turyna. Sie verweist darauf, dass der resultierende Arbeitskräfteverlust längst gesamtwirtschaftliche Relevanz erreicht hat. Hochgerechnet auf die betroffene Altersgruppe ergibt sich ein potenzieller Verlust von bis zu 9.200 Vollzeitäquivalenten, die dem Arbeitsmarkt durch Pflegeverpflichtungen entzogen werden könnten.

Ein zentrales Ergebnis der Studie betrifft die Nutzung von verschiedenen Optionen der Teilzeitbeschäftigung oder der Altersteilzeit, von erwerbsbezogener Inaktivität oder vorzeitigem Erwerbsaustritt als „stille Brücke“ zwischen Erwerbsarbeit und Pflege. Dabei ist zu erwarten, dass sich die Zeitkonflikte zwischen Pflege und Erwerbsarbeit mit der demografischen Entwicklung verschärfen, erklärt Köppl-Turyna. „Mit dem Aufrücken der Babyboom-Jahrgänge in die betroffenen Altersgruppen werden diese häufiger aktiv Pflegearbeit leisten und später werden diese Altersgruppen selbst häufiger Pflegebedarf haben und somit ihrerseits Zeitkonflikte auslösen.“

EcoAustria plädiert daher für eine Neuausrichtung arbeitsmarktpolitischer Rahmenbedingungen, die Pflegeverantwortung zielgerichtet berücksichtigen. In einer alternden Gesellschaft, so das Fazit, reicht es nicht mehr aus, auf individuelle Lösungen innerhalb der Familien zu setzen. Stattdessen braucht es strukturpolitische Antworten, die Erwerbsarbeit und Pflege besser miteinander vereinbar machen – umgekehrt müssen die vorhandenen arbeitsmarktpolitischen Ressourcen zielgerichtet für die Sicherstellung der Funktionen des Arbeitsmarktes genutzt werden.

Hier geht es zur Studie.

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Thomas Reiter, Reiter PR
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