05. April 2023

EcoAustria

EcoAustria: Österreichs Wettbewerbsfähigkeit rückläufig

Wien, am 5. April 2023: In einer neuen Kurzanalyse hat das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit Österreichs im Vergleich zu anderen EU-Ländern untersucht. Dabei zeigen die aktuellen Ergebnisse des EcoAustria Competitiveness Index (ECI) derzeit eine rückläufige Entwicklung der heimischen Wettbewerbsfähigkeit. Im vierten Quartal 2022 hat sich der Wert des Index von 104,8 auf 104,3 weiter verschlechtert, womit Österreich nun auf Rang 14 unter insgesamt 30 betrachteten Wirtschaftsräumen liegt.

 

Zurückzuführen ist dieser Rückgang insbesondere auf eine Verschlechterung der Nettoexporte. Betrugen diese im dritten Quartal 2022 noch 2,8 Prozent des BIP, machten sie im vierten Quartal nur noch 1,5 Prozent aus. Unabhängig von der jüngsten Entwicklung ist generell zu berücksichtigen, dass sich Österreichs Nettoexporte schon seit längerem tendenziell negativ entwickeln.

Nur ein Teil der aktuellen Dynamik im vierten Quartal ist auf sinkende Exportpreise zurückzuführen. Tatsächlich sind auch in der realen Betrachtung die Bruttoexporte im letzten Jahr um 0,7 Prozent zurückgegangen, obwohl im zweiten und dritten Quartal noch eine sehr positive Entwicklung zu verzeichnen war. Die Exporte stiegen im zweiten Quartal um 3,6 Prozent und im dritten Quartal um 2,4 Prozent. Der positive Trend der Exporte ist damit vorläufig gestoppt. Im Gegensatz zu Exporten sind die realen Importe im vierten Quartal 2022 um 0,5 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung hat zu einer Verringerung der Nettoexporte in Prozent des BIP geführt.

Die im vierten Quartal 2022 gestiegenen Bruttoanlageinvestitionen wirken sich positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit aus. Diese sind von 25,3 Prozent im dritten Quartal auf 25,5 Prozent des BIP im vierten Quartal moderat gestiegen. Zugleich ist im europäischen Vergleichsrahmen allerdings festzuhalten, dass sich die Anlageinvestitionen in vielen der Vergleichsländer, insbesondere in den neuen EU-Mitgliedstaaten seit 2004 (NMS), schneller und dynamischer entwickeln als in Österreich.

Die dritte Variable des ECI, die reale Arbeitsproduktivität, hat sich im vierten Quartal 2022 gegenüber dem vorangegangenen Quartal um fast einen Prozentpunkt verringert (106,4). Zwar liegt Österreich damit knapp über den Vergleichswerten der EU-27 Mitgliedstaaten (104,9), der Eurozone (103,6) oder Deutschland (104), allerdings weisen gerade die neuen EU-Mitgliedstaaten ein deutlich schnelleres Produktivitätswachstum auf. In der statischen Betrachtung ist die Arbeitsproduktivität in Österreich eine der höchsten in Europa. Dies unterstreicht, dass sich die österreichischen Unternehmen und ihre Beschäftigten gut auf veränderte Wettbewerbsbedingungen, rechtliche Rahmenbedingungen oder Preisdynamiken einstellen können. Unabhängig vom faktischen Rückgang am aktuellen Rand, entwickelt sich die Arbeitsproduktivität jedoch längerfristig nur zurückhaltend.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Österreichs Wettbewerbsfähigkeit zuletzt verschlechtert hat. Aufholpotenziale entstehen vor allem im Vergleich zu den Top-Performern und dynamischeren Wirtschaftsräumen wie etwa den neuen EU-Mitgliedstaaten. Zur Verbesserung von Rahmenbedingungen benötigt es einen ausgewogenen Politikmix und eine Förderung systemischer Anreize etwa im Innovationssystem oder in den Systemen der sozialen Sicherung. In Anbetracht der gegenwärtigen Unsicherheiten – etwa bei Energie- und Vorleistungspreisen, Fachkräftemangel oder konjunkturellen Unsicherheiten – benötigen die Unternehmen von der Politik möglichst stabile Rahmenbedingungen und verlässliche Perspektiven, wie EcoAustria Experte Nikolaus Graf erklärt: „Im Energiebereich können der Ausbau der erneuerbaren Energieinfrastrukturen, die Integration des europäischen Energiemarktes sowie beschleunigte Genehmigungsverfahren für Anlagen der Energieerzeugung einen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit darstellen.“

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