EcoAustria: Österreich muss Exportmärkte breiter aufstellen und technologische Stärken ausbauen
Wien, am 6. November 2025 – In einer neuen Policy Note zeigt das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria, dass Österreichs Exportmotor zunehmend ins Stocken gerät. Gründe dafür sind die schwache europäische Konjunktur, protektionistische Tendenzen wichtiger Handelspartner und die wachsende technologische Konkurrenz aus Asien. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, fordert EcoAustria daher eine strategische Neuausrichtung der Exportpolitik, die auf Diversifizierung und technologischer Spezialisierung basiert.
Hohe Abhängigkeit von Europa und den USA
Die österreichische Exportwirtschaft ist derzeit stark auf wenige Märkte konzentriert: 65 Prozent der Exporte gehen in EU-Staaten, 37 Prozent allein nach Deutschland und die USA. „Diese hohe Marktkonzentration erhöht die Anfälligkeit gegenüber Konjunkturschwächen und politischen Risiken“, betont Wolfgang Schwarzbauer, Leiter des Forschungsbereichs regionale Wirtschaftspolitik und Außenwirtschaft bei EcoAustria. Besonders die schwächelnde deutsche Exportwirtschaft und die jüngsten US-Zollanhebungen bremsen Österreichs Außenhandel. Gleichzeitig hat sich Chinas technologische Aufholstrategie beschleunigt, wodurch österreichische Industrieexporte stärkerem Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind.
Regionale Unterschiede bei Spezialisierungen
Die Analyse zeigt, dass die Exportstruktur Österreichs stark von den jeweiligen Branchenschwerpunkten der Bundesländer geprägt ist. Oberösterreich und die Steiermark sind insbesondere auf Maschinenbau, Metallverarbeitung und chemische Industrie spezialisiert, Wien auf Pharmazeutika und Schienenfahrzeuge, Salzburg auf Getränke- und Holzindustrie. Während Niederösterreich mit 20 Produktspezialisierungen eine besonders breite Basis aufweist, zeigt Tirol eine deutlich konzentriertere Struktur. „Diese regionalen Spezialisierungen sind einerseits ein Stärkeelement, erhöhen aber gleichzeitig die Verwundbarkeit gegenüber branchenspezifischen Nachfrageschocks“, so Schwarzbauer.
EcoAustria-Exportmarktindex: Potenziale jenseits Europas
Auf Grundlage des neu entwickelten EcoAustria-Exportmarktindex identifiziert das Institut Länder mit hohem Exportpotenzial anhand von sechs Dimensionen – darunter politische Stabilität, Marktdynamik, Einkommensniveau und die Übereinstimmung mit der österreichischen Exportstruktur. Die Analyse zeigt, dass Nachbarstaaten wie Deutschland, die Slowakei, Slowenien, Ungarn und Tschechien weiterhin starke Absatzmärkte bleiben. Gleichzeitig gewinnen ausgewählte Nicht-EU-Staaten an Bedeutung: In Asien rücken Japan, Südkorea, Singapur und Indien in den Fokus, im Nahen Osten bieten Israel, Saudi-Arabien und Katar stabile Rahmenbedingungen und in Südamerika eröffnen sich mit dem geplanten EU-MERCOSUR-Abkommen neue Chancen – insbesondere in Brasilien, Chile und Peru.
„Für Österreich bedeutet das: Wir müssen geopolitisch breiter denken und wirtschaftspolitisch aktiver werden. Exportdiversifizierung ist kein theoretisches Konzept, sondern eine Notwendigkeit, um künftige Schocks abzufedern“, fordert Schwarzbauer.
Auf Basis der Analyse formuliert EcoAustria konkrete Handlungsempfehlungen, um die österreichische Exportwirtschaft robuster und zukunftsfähiger zu machen:
Geografische Diversifizierung: Österreich soll seine Exportmärkte gezielt über Europa hinaus erweitern und neue Absatzchancen in Asien, dem Nahen Osten, Südamerika und Südosteuropa nutzen, um Abhängigkeiten zu verringern.
Technologische Weiterentwicklung: Durch Investitionen in Innovation und Forschung – insbesondere in Life Sciences, Chemie, Pharmazie und grüne Technologien – soll die technologische Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Exportprodukte gestärkt werden.
Regionale Differenzierung: Außenwirtschaftsstrategien müssen die unterschiedlichen Stärkefelder der Bundesländer berücksichtigen und regionale Spezialisierungen gezielt fördern.
Freihandelsabkommen nutzen: Bestehende Handelsabkommen der jüngeren Vergangenheit – etwa mit Japan, Südkorea und Neuseeland sowie geplante Handelsabkommen wie etwa das EU-MERCOSUR Abkommen – sollen strategisch eingesetzt werden, um Marktzugänge zu erweitern und Exportpotenziale zu heben.
Grüne und wissensintensive Produkte stärken: Nachhaltige, klimarelevante und wissensbasierte Exportgüter sollen als Zukunftsfelder priorisiert werden, um Österreichs Resilienz gegenüber globalen Handelsrisiken zu erhöhen.
Bildtext: Wolfgang Schwarzbauer, Leiter des Forschungsbereichs regionale Wirtschaftspolitik und Außenwirtschaft bei EcoAustria
Bildcredit: Weinwurm